top of page

Entschleunigtes Gußhaus-Grätzl

Aktualisiert: 29. Juni 2020

Entschleunigung


Der Karlsplatz als zentraler Mobilitätsknoten, die Karlskirche als Tourist*innenhotspot, die Universität als Hort der Lehre und mitten drinnen die Karlsgasse... Als krasser Gegenpol zum hektischen und schnelllebigen Großstadtalltag rund um den Karlsplatz, entsteht in der Karlsgasse ein entschleunigter Raum mit allen dazugehörigen Komponenten.

Naturnähe, Nachbarschaft und Nachhaltigkeit sind die Grundsätze, an denen sich das Entschleunigungskonzept orientiert. Ausgehend davon wurden die Anforderungen der Akteur*innen an ein entschleunigtes Grätzl identifiziert. Aus den Anforderungen lassen sich sich sieben zentrale Leitgedanken ableiten: entspannte und einladende Atmosphäre, lebendiges und kreatives Umfeld, vielfältiges Mobilitätsangebot, Aufenthalts- und Rückzugsmöglichkeiten, gutes Stadtklima, Gastfreundschaft und Barrierefreiheit. Diese Leitgedanken manifestieren sich räumlich auf allen Ebenen des Entwurfs.


Abbildung 1: Eigene Darstellung


Abbildung 2: Eigene Darstellung [2, 5]


Öffentlicher Raum


Auf den öffentlichen Raum im Grätzl umgelegt bringt das Konzept der Entschleunigung unterschiedliche Qualitäten und Atmosphären, welche die Bedürfnisse aller Akteur*innen berücksichtigen. Diese Qualitäten sind zoniert im Kerngebiet zu finden.


Der Eingangsplatz bildet den Übergang zwischen Karlsplatz und Karlsgasse. Hier werden Passant*innen einerseits zum Verweilen eingeladen, andererseits wird deren Neugierde auf die Fußgänger*innenzone in der Karlsgasse geweckt. Sie ist flexibel und nutzungsoffen gestaltet und schafft somit Raum für Interaktion zwischen den Akteur*innen. Auf die Fußgänger*innenzone folgt der neue Grätzlplatz, der sich zwischen Erzherzog-Johann- und Tausigplatz erstreckt. Dort werden die vorhandenen Grünflächen nutzbar gemacht und neu gestaltet. Der Grätzlplatz ermöglicht sowohl einen entspannten Aufenthalt als auch das Abhalten von Veranstaltungen oder Ausstellungen.


Besonderes Augenmerk wird im Entwurf auch auf die Eingangssituationen der TU gelegt. Sie werden attraktiv und einladend gestaltet und fördern so den Austausch zwischen Akteur*innen der TU und Anrainer*innen.


Ein optisches und akustisches mehrsprachiges Leitsystem rundet die Neugestaltung des Grätzls ab. Es erleichtert die Navigation durch das Grätzl und schafft Aufmerksamkeit für den TU Campus.


Abbildung 3: Eigene Darstellung, nach Geodatenviewer der Stadt Wien [1, 2, 3, 4, 5, 7, 8]



Mobilität


Entschleunigung im Kerngebiet rund um die Karlsgasse ist nur möglich, wenn dort der Verkehr beruhigt wird. Aus diesem Grund wird das Kerngebiet als "Superblock" betrachtet. Ziel dabei ist, den motorisierten Verkehr im dem Kerngebiet zu reduzieren und die daraus resultierenden Belastungen möglichst gering zu halten. Um das zu erreichen, werden Begegnungszonen in der Paniglgasse und der Gußhausstraße eingerichtet und dadurch der Fuß- und Radverkehr gestärkt. Die Argentinierstraße wird in eine Radstraße umgewandelt, welche die bereits bestehende Verkehrsachse zwischen dem stark wachsenden Quartier rund um den Hauptbahnhof und der Wiener Innenstadt stärkt.


Abbildung 4: Eigene Darstellung, nach Geodatenviewer der Stadt Wien


Für die Karlsgasse resultiert die Entschleunigung in der Einrichtung einer Fußgängerzone. Sie schafft eine zentrale und attraktive Verbindung zwischen dem Resselpark und der Gusshausstraße. Davon können nicht nur die Anrainer*innen und Betriebe in der Karlsgasse profitieren, sondern vor allem auch die Akteur*innen südlich der Gusshausstraße. Die Reduktion der Stellplätze in der Karlsgasse wird durch die Kennzeichnung von Anrainerparkplätzen in der unmittelbaren Umgebung kompensiert.

Abbildung 5: Eigene Darstellung [6]



Beteiligung


Das Beteiligungskonzept ist ein wichtiger Bestandteil des Entschleunigungkonzeptes und ist in 3 Phasen gegliedert.


In der ersten Phase geht es darum, dass eine Annäherung an den Raum durch das Schaffen von Bewusstsein stattfindet. Durch kurzfristige und flexible Aktionen werden unter Beteiligung von Bürger*innen, Studierenden etc. die Potenziale bespielt und der Straßenraum umgenutzt, dabei ist das Schließen von Kooperationen mit der TU Wien, der Agenda Wieden, der Radlobby, den Gastronom*innen im Grätzl sowie dem Stadtradler ein wichtiger Schritt.


In der zweiten Phase werden in verschiedenen Beteiligungsformaten die Bürger*innen und zentrale Stakeholder*innen aktiv eingebunden und zunächst die erste Phase reflektiert. Wie wurde der Raum jetzt auf mich? Was gefällt mir gut? Was hat (nicht) funktioniert? Desweiteren wird in inklusiven Formaten der erste Planungsentwurf präsentiert und Feedback eingeholt. In dieser Phase wird versucht, dass durch die Mitentscheidung der Raumnutzer*innen an ihre Bedürfnisse eine stärkere Identifikation mit dem umgestalteten Straßenraum ermöglicht wird und diese sich in weiterer Folge eigeninitiativ in der Bespielung einbringen.


Die dritte Phase ist die Bespielung des umgestalteten Raumes durch eine kooperative Programmierung. Hier soll ein Raum geschaffen werden, an dem Veranstaltungen jeglicher Art stattfinden können; sei es ein Grätzlfest, ein Diskussionsforum, jegliche Sportaktionen oder Vorlesungseinheiten draußen.


Abbildung 6: Eigene Darstellung [5]


Ein Konzept von Teresa Feith, Niklas Schönböck, Natalia Polstovalova & Silva Maringele


Quellen:

Kartengrundlage: Geodatenviewer der Stadt Wien (2020): https://www.wien.gv.at/ma41datenviewer/public/ [05.05.20]

277 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
bottom of page