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Entschleunig' im Grätzl

Aktualisiert: 8. Juli 2020

Die Karlsgasse kann mehr! Der Karlsplatz als zentraler Mobilitätsknoten, die Karlskirche als Tourist*innenhotspot, die Universität als Hort der Lehre und mitten drinnen die Karlsgasse... Als Gegenpol zum hektischen und schnelllebigen Großstadtalltag rund um den Karlsplatz, entsteht im Karlsgassengrätzl ein entschleunigter Raum auf allen Ebenen.


Naturnähe, Nachbarschaft und Nachhaltigkeit sind die Grundsätze, an denen sich das Entschleunigungskonzept orientiert. Ausgehend davon wurden die Anforderungen der Akteur*innen an ein entschleunigtes Grätzl identifiziert. Aus den Anforderungen lassen sich sieben zentrale Leitgedanken ableiten, die sich im Entwurf widerspiegeln. Das räumliche Manifest umfasst die folgenden sieben Prinzipien:


Abbildung 1: Räumliches Manifest, eigene Darstellung [2, 5]


Diese sieben Grundprinzipien aus dem Manifest fließen unmittelbar in die vier Gestaltungsschwerpunkte ein. Die vier Gestaltungsvierpunkte sind vier räumliche Situationen, die sich durchaus überschneiden und überlagern können.



Abbildung 2: Gestaltungsschwerpunkte, eigene Darstellung, nach Geodatenviewer der Stadt Wien [1, 2, 3, 4, 5, 6, 7]


Menschen- und umweltgerechte Mobilität



Abbildung 3: Mobiltät für Alle, eigene Darstellung


Für ein entschleunigtes Grätzl ist insbesondere ein neues Mobilitätskonzept notwendig. Ganz nach der Devise Stadtgerecht statt Autogerecht wird die Karlsgasse sowie die unmittelbare Umgebung verkehrlich beruhigt.


Um eine kleinräumige Verkehrsberuhigung zu ermöglichen werden größräumige Maßnahmen getroffen, die das Verkehrsaufkommen reduizieren bzw. verlagern. Hierzu wird der KFZ-Verkehr in der Favoritenstraße durchgängig einspurig geführt, die Wiedner Hauptstraße in beiden Fahrtrichtungen durchgehend ermöglicht. Außerdem wird das Linkseinbiegen vom Wiedner Gürtel in die Prinz-Eugen-Straße gestattet.


Abbildung 3: übergeordnete Verkehrsorganisation, eigene Darstellung, nach Geodatenviewer der Stadt Wien


Im Grätzl an sich wird die Karlsgasse und die Neumanngasse zu einer Fußgänger*innenzone, die Gußhausstraße, der untere Abschnitt der Favoritenstraße sowie die Paniglgasse zu einer Begegnungszone und die Argentinierstraße zu einer Fahrradstraße.


Zentral im Entwurf ist das Anheben des gesamten Straßenraumes auf ein Niveau. Das bedeutet, dass sich eine einheitliche Pflasterung durch das gesamte Gebiet durchzieht. Der öffentliche Raum wird dadurch, wie auch durch die Anbringung eines taktilen Leitsystems, barrierefrei gestaltet, und die aktive Mobilität gefördert.


Abbildung 4: Verkehrsorganisation und Nutzungskonzept, eigene Darstallung, nach Geodatenviewer der Stadt Wien [8, 9, 10, 11]


Abbildung 5: Straßenquerschnitte, eigene Darstellung


Eine weitere Maßnahme zur Förderung der aktiven Mobilität ist die Schaffung eines vielfältigen Mobilitätsangebots durch ein Grätzl-Fahrrad, dem Ausbau der E-Mobilität (E-Autostellplätze und E-Scooterstellplätze) und Sharing-Angeboten (Auto-Sharingstellplätze, Citybike-Station). Außerdem wird ein besonderer Fokus auf die Stärkung der Aufenthaltsfunktion gelegt. Durch eine Platzierung von Sitzgelegenheiten wird das Grätzl zu einem Ort an dem man sich gerne aufhält und unter einem schattenspendenen Baum ausruht.


Gestaltung


Das Entwurfsgebiet wird als durchgängiger Raum wahrnehmbar, der durch verschiedene Gestaltungselemente unterschiedliche Qualitäten bietet: Gräserbeete tragen zu einem angenehmen Stadtklima bei, Fassadenbegrünungen heben die TU Gebäude hervor und Sitzelemente laden zum Verweilen und Kommunizieren ein. Dadurch entstehen vielfältige Atmosphären im entschleunigten Grätzl.


Abbildung 6: Gestaltungsplan, eigene Darstellung, nach Geodatenviewer der Stadt Wien


Schwerpunkte der Gestaltung sind unter anderem die “Schau mich an!” Orte, deren Potentiale hervorgehoben werden. Der Mozartplatz wird sichtbar und zugänglich. Zum einen über einen einheitlichen Bodenbelag, der durchs gesamte Grätzl gezogen wird sowie durch Begrünung der Eingangssituation.


Abbildung 7: Gußhausplatz Schaubild und Detailplan, eigene Darstellung, nach Geodatenviewer der Stadt Wien [12 - 25]


Der Gusshausplatz - der Platz zwischen altem und neuem Gusshaus - wird durch Gräserbeete, Fassadenbegrünung und Lernplätze gestaltet. Hier nützen die Studierenden den Raum als Lern- und Aufenthaltsoase.


Abbildung 8: Olga-Wisinger-Florian-Platz Schaubild und Detailplan, eigene Darstellung, nach Geodatenviewer der Stadt Wien [12 - 25]


Die Grünfläche am Olga-Wisinger-Florian-Platz wird ebenso aufgewertet. Sie ist als nördliche Eingangssituation in die Karlsgasse von zentraler Bedeutung für den Entwurf. Die Grünfläche wird durch neue Sitzelemente zugänglich und lädt zum Ausruhen im Schatten ein. Zusätzlich leitet die Fassadenbegrünung entlang des TU-Gebäudes die Besucher*innen in die Karlsgasse.



Abbildung 9: Stadtmöblierung, eigene Darstellung, nach Geodatenviewer der Stadt Wien [1-4, 14]


Die einheitlich gestaltete Straßenmöblierung ist flexibel nutzbar. Beispielsweise ist am Tausigplatz eine Holzplattform angedacht, die einerseits zum Ausruhen einlädt, aber auch als Bühne genutzt werden kann. Dieses Element ist auch ein zentraler Ort und Bestandteil in unserem Beteilungskonzept.

Beteilungskonzept


Ziel des Beteiligungsprozesses ist es einen Rahmen für eine nachhaltige Vernetzung der Nachbarschaft zu schaffen. Die zehn Entwürfe, die im Rahmen dieser Lehrveranstaltung entstanden sind, dienen als Impulsgeber für den Prozess, welcher iterativ und offen gestaltet ist und sich mit den und durch die Akteur*innen entwickelt. Wie in der Grafik ersichtlich ist, besteht der Prozess aus 3 zentralen Bausteinen die fließend ineinander übergehen:

  • aktivieren und vernetzen – Raumwahrnehmung und die Akteur*innen vernetzen sich

  • entwickeln und bespielen – die Akteur*innen entwickeln Ideen und vernetzen sich

  • gestalten und erleben – gestalten ihren Lebensraum und führen die Vernetzung fort

Abbildung 10: Beteiligungskonzept, eigene Darstelltung


Für die unterschiedlichen Phasen werden verschiedene Formate verwendet. Vor allem in der Aktivierungsphase sind stark unterschiedliche Formate im Öffentlichen Raum vorgesehen. Ein Format, das alle Bausteine vereint ist die sogenannte “Tafelrunde”. Ganz nach dem Motto “Komm in die Runde”, kommen die Akteur*innen dort regelmäßigen Abständen zusammen und tauschen sich aus. In der Tafelrunde entwickelt sich die Kerngruppe. Sie begleitet den gesamten Prozess, dokumentiert ihn und stellt den Informationsfluss zwischen den Akteur*innen sicher. Die TU ein konstanter Bestandteil dieser Gruppe.


Der Prozess wird im Herbst 2020 mit einem Kick-Off-Fest gestartet, bei dem die zehn Entwürfe, die im Rahmen der Lehrveranstaltung entstanden sind, ausgestellt werden. Die Entwürfe sollen die Neugierde der Besucher*innen wecken und Lust machen sich aktiv einzubringen. Die Entwürfe werden dabei nicht als fertige Projekte verstanden, sondern sollen die Kreativität der Akteur*innen anregen Zukunftsvisionen zu entwickeln.



Quellen:

Kartengrundlage: Geodatenviewer der Stadt Wien (2020): https://www.wien.gv.at/ma41datenviewer/public/ [05.05.20]

[8] Begegnungszone Beginn: Gigillo83 - Gesamte Rechtsvorschrift für Straßenverkehrsordnung 1960, Fassung vom 22.07.2014, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=34152749 [03.06.20]

[9] Datenquelle: Stadt Wien – data.wien.gv.at [03.06.20]

[10] Fahrradstraße: Stadt Wien, Verkehrsorganisation und technische Verkehrsangelegenheiten - Verkehrszeichen im Radverkehr, https://www.wien.gv.at/verkehr/radfahren/bauen/verkehrszeichen.html [03.06.20]

[11] Fußgängerzone: Stadt Wien, Verkehrsorganisation und technische Verkehrsangelegenheiten - Hinweiszeichen gemäß § 53 StVO 1960, https://www.wien.gv.at/verkehr/verkehrszeichen/hinweis.html [03.06.20]

[22] Gräser https://www.textures.com/ [20.06.20]


Ein Konzept von Natalia Polstovalova, Niklas Schönböck, Silva Maringele &Teresa Feith



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