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Zukunftsschutzquartier Karl*a - Zwischenstand Mai

Wissen nimmt in unserer Gesellschaft einen immer größer werdenden Stellenwert ein. Bei der Vermittlung und Generierung von Wissen nehmen Universitäten eine wichtige Rolle ein. Sie sind im Kontext der Wissensgesellschaft ein Teil eines Wissensnetzes und können auf lokaler Ebene Baustein eines Wissensquartiers sein. Ein Wissensquartier umfasst nicht nur formale (z.B. universitäre oder schulische), sondern auch informelle und nicht-formale Bildungsprozesse. Darunter fallen beispielsweise das Lernen aus der Lebens- und Alltagswelt sowie insbesondere jenes vom öffentlichen Raum.


Es geht also um einen Stadtraum, der sich als Ort des Wissensaustauschs versteht und der Lernorte mit der Stadtgesellschaft verknüpft. (vgl. Brosenbauer 2012: 2, 37f.)


Die Technische Universität Wien ist definitiv ein Teil des Stadtraumes, doch ein zusammenhängendes Wissensquartier lässt sich noch nicht erkennen. Genau hier möchten wir mit unserem Konzept des Zukunftsschutzgebiets ansetzen.


Das Zukunftsschutzgebiet schützt nicht wie bei einem Naturschutzgebiet Bestehendes, sondern fördert den Wissensaustausch aller Akteur*innen des Quartiers und bietet einen Ort an dem Erfahrungen für die Stadt der Zukunft gesammelt werden. So wird Wissen produziert, gelehrt und weitergegeben.


Das Zukunftsschutzgebiet nimmt kurz gesagt eine verbindende, eine identitätsstiftende und eine bildende Funktionen ein.



3 Schlüsselthemen mit 8 Handlungsfeldern


eigene Darstellung


#1 VERBINDEND

Der betrachtete Stadtteil ist eine gewachsene Struktur mit zahlreichen kleinen Plätzen. Die Zusammensetzung der Nutzer*innen ist heterogen. Diese Vielfalt ist eine Stärke! Um die Nutzer*innen der Universität und des umliegenden Stadtteils näher zusammenzubringen wird Platz für Begegnung und Austausch geschaffen sowie werden die Plätze durch attraktive öffentliche Räume miteinander verbunden.


Begegnungsräume im Quartier schaffen 
Die Umorganisation des öffentlichen Raums schafft Platz. Dadurch können sich verschiedene Nutzer*innen des Quartiers begegnen. Die Freiräume bieten die Möglichkeit für spontane sowie bewusste Interaktion und können flexibel genutzt werden. Dies wird insbesondere zwischen Erzherzog-Johann-Platz und Tausigplatz sowie in der Karlsgasse und Schleifmühlgasse forciert. Zusätzlich unterstützen fließende Übergänge zwischen Innen- und Außenräumen den Austausch verschiedenster Akteur*innen.
Nutzungen und Plätze vernetzen
Die bestehenden Plätze beziehungsweise von verschiedenen Nutzer*innen des Stadtquartiers frequentierte Orte werden in ein schlüssiges Wegenetz eingegliedert. Bilder oder Videoinstallationen über andere Räume im Quartier verbinden verschiedene Orte des Quartiers visuell miteinander und zeigen dessen Heterogenität auf. 
Trans- und Interdisziplinären Wissensaustausch fördern
Die inter- sowie transdisziplinäre Vernetzung und Kommunikation zwischen den verschiedenen Nutzer*innen im Quartier wird gefördert. Im öffentlichen Raum wird dafür Platz für Begegnung geschaffen und die Nutzer*innen werden durch ein Wegenetz miteinander verbunden. Darüber hinaus liegt ein Fokus im Prozess auch darauf Synergien zu nutzen und gemeinsam an Projekten zu arbeiten. 


#2 IDENTITÄTSSTIFTEND

Die Universität ist einer von vielen Identitätsträgern des Zukunftsschutzgebiets. Die co-creative Entwicklung des Raumes sowie Möglichkeiten zur Aneignung von Räumen unterstützt die Nutzer*innen dabei sich mit dem Grätzl zu identifizieren und das Gemeinschaftsgefühl zu stärken.

Gemeinsame Entwicklung des Raumes
Die Nutzer*innen des Quartiers sowie relevante Entscheidungsträger*innen werden unmittelbar in den Entwurfsprozess miteinbezogen. Durch eine gezielte Gestaltung des Prozesses wird eine Vielzahl an Akteur*innen zusammengebracht. Es können so verschiedene Perspektiven aufgezeigt werden und die Gemeinschaft und der Zusammenhalt im Quartier gestärkt werden. Die Identifikation mit dem Grätzl entsteht vor allem durch das gemeinsame Gestalten!
Möglichkeiten zur Aneignung des Raums 
Auch nach der gemeinsamen Entwicklung und Gestaltung bietet der Raum Möglichkeiten zur Aneignung. Die Bevölkerung kann während sowie nach dem Prozess Ideen für die Gestaltung des Raums einbringen und den Raum ihren Bedürfnissen entsprechend anpassen. Dafür werden Orte für kurz-, mittel- und langfristige Nutzungen definiert. Flexibles Stadtmobiliar ermöglicht eine Adaptierung je nach Nutzungsanspruch. Dadurch wird ein lebendiger Raum mit dem sich die Nutzer*innen langfristig identifizieren geschaffen. 
Geteilte Verantwortung für den öffentlichen Raum etablieren
Das gemeinsames Handeln und Übernehmen von Verantwortung für den Raum führt zu einer stärkeren Identifizierung der Nutzer*innen mit dem Quartier und hilft dabei den öffentlichen Raum zu erhalten. Sie übernehmen etwa Patenschaften für ein Stück Grün oder Spenden. Dadurch entsteht kollektives Eigentum. 


#3 BILDEND


Durch die Heterogenität der Nutzer*innen des Stadtteils und insbesondere die Präsenz der Universität, Schulen und Kunsteinrichtungen treffen verschiedene formelle Bildungsräume aufeinander. Das Zukunftsschutzgebiet nimmt als Wissensquartier daher auch eine bildende Funktion ein. Es werden Räume geschaffen die aktives lernen sowie einen Erfahrungsaustausch ermöglichen und insbesondere ungeplante und nicht intendierte Bildungsprozesse angestoßen.


Angenehme Atmosphäre zum Lernen 
Bildung und damit einhergehend das Lernen sind zentrale Bestandteile des Zukunftsschutzgebiets. Es bietet Räume, die für das Weiterbilden eines Einzelnen, aber auch für das Lernen im Austausch mit anderen geeignet sind. Neben ruhigen Arbeits- und Lernplätzen wird es auch Orte für Gruppenbesprechungen sowie ein Forum geben an dem Lehrveranstaltungen, Vorträge etc. stattfinden können.
Lernen von und aus der Umgebung 
Auch vom Raum selbst kann gelernt werden. Der Öffentlicher Raum stellt einen wichtigen informellen Bildungsraum dar. Vorhandenes Wissen soll aber auch im Raum sichtbar gemacht werden. Etwa durch die Beschriftung von Baumarten, oder dem Testen von Technologien zur Verbesserung des Stadtklimas im öffentlichen Raum. Der öffentliche Raum wird dafür als Experimentierraum und Laborfläche für das was Stadt sein könnte, dienen. Offene Bücherregale oder eine Diskussionsplattform vermitteln einen solidarischen Umgang miteinander und stärken das Gemeinschaftsgefühl. 


Räumliches Leitbild mit Entwicklungsschwerpunkten


Die Idee des Zukunftsschutzgebiets wirkt auf das gesamte Grätzl, jedoch lassen sich Entwicklungsschwerpunkte festmachen (siehe erstes Bild der Slideshow). Diese ergeben sich durch bestehende Plätze sowie Platzerweiterungen, welche durch Wissenskorridore und ein feinmaschiges Wegenetz verbunden werden.


eigene Darstellung. Kartengrundlage Datenquelle: Stadt Wien - data.wien.gv.at


Aus den Handlungsschwerpunkten des Konzepts, ergeben sich vier verschiedene Platztypen:



#1 Grätzlplatz

Eine wichtige Rolle nimmt der Grätzlplatz vor dem neuen EI Gebäude ein. Er ist:

  • der zentrale Treffpunkt unterschiedlichster Nutzer*innen des Zukunftsschutzgebiets.

  • durch vielfältige und flexibel nutzbare Funktionsbereiche

  • sowie jede Menge Aneignungsmöglichkeiten gekennzeichnet.

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#2 Mikro-Grätzlplätze

Erweitert wird das Netz um mehrere kleine Mikro-Grätzlplätze: Rilkeplatz, Kühnplatz, Irene-Harand-Platz sowie jener an der Kreuzung Schleifmühlgasse/ Margaretenstraße. Sie bilden:

  • Verweilorte im Wissensquartiers-Netz

  • bieten insbesondere Platz für spontane Interaktionen

  • und nehmen gleichzeitig auch eine verbindende Funktion ein

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#3 Bildungsoasen

Weitere Elemente des Wissensnetzes sind Bildungsoasen: Mozartplatz, ein Teil der Frankenberggasse, Olga-Wisinger-Florian-Platz, Resselgasse. Sie ermöglichen:

  • Bildung nach draußen zu verlagern

  • Unterschiedliche Lernatmosphären ermöglichen sowohl gemeinsames lernen als auch das Lernen des Einzelnen


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#4 Wissenskorridore

Verbunden werden diese Plätze durch Wissenskorridore: Karlsgasse, Paniglgasse, Margaretenstraße, Schleifmühlgasse. Dort:

  • findet spontane Interaktion insbesondere statt

  • wird das Erdgeschoß insbesondere miteinbezogen

  • Bietet Raum für Experimente


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Platz da!

Mit der Umsetzung des Konzepts des Zukunftsschutzgebiets geht eine Neuaufteilung des Raumes einher. Um die mit dem Konzept einhergehenden Grundsätze Wirklichkeit werden lassen muss Zu Fuß gehenden und Radfahrenden mehr Platz eingeräumt werden. Daher lautet das Credo: “Platz da!”


Eigene Darstellung. Kartengrundlage Datenquelle: Stadt Wien - data.wien.gv.at


Der derzeitige Entwurf sieht folgende Aspekte vor:


#1 Begegnungszone 

Der Bereich beginnend am Irene-Harand-Platz über die Gusshausstraße hin bis zum alten Elektrotechnischen Institut wird zur Begegnungszone. Das erleichtert das Queren auf gesamter Länge und nicht nur an den bisher bestehenden Schutzwegen (1). Gefährliche Situationen an Schutzwegen und Radfahrerüberfahrten gehören so der Vergangenheit an. Die Begegnungszone ermöglicht auch die Verkehrsberuhigung, die notwendig ist um die den dort angedachten Funktionen entsprechende Aufenthaltsqualität zu schaffen.


#2 Fußgänger*innenzone 

Die Karlsgasse, ein Teil der Frankenberggasse sowie ein Teil der Argentinierstraße werden zur Fußgänger*innenzone. Die fußläufige Verbindung zur Gußhausstraße wird wesentlich verbessert und Raum für Interaktion, Austausch, Lernen und Experimente wird geschaffen. Das Radfahren ist entsprechend der StVo in Schrittgeschwindigkeit gestattet. Ein besonderer Augenmerk liegt auf der Kreuzung mit der Paniglgasse (3). Hier gilt die Devise: “Straße quert Fußgängerzone” und nicht “Fußgängerzone quert Straße”. Die bauliche Ausgestaltung wird diesen Effekt erzielen. Den Verkehrsteilnehmer*innen des MIV sollen folgende denken: “Hier muss ich abbremsen.”, “Hier hab ich Nachrang.” und “Hier ist besondere Vorsicht geboten.”


#3 Fahrradstraße

Die Argentinierstraße wird zur Fahrradstraße. Die wichtige Route zwischen Karlsplatz und Hauptbahnhof bekommt endlich den entsprechenden Platz.


#4 Wohnstraße

Die Apfelgasse und ein Teil der Frankenberggasse werden zur Wohnstraße. Zufahren ist somit nur mehr für Anrainer*innen gestattet.


#5 Diagonalsperre

Die Durchfahrt zwischen Favoritenstraße und Schwarzenbergplatz wird durch eine Diagonalsperre an der Kreuzung Gußhausstraße/Argentinierstraße verhindert (2). Das führt zu weniger motorisierten Verkehr im Quartier, da der Durchgangsverkehr größtenteils wegfällt.


#6 "Nur" bauliche Maßnahmen

In der Paniglgasse wird der Bereich vor dem Eingang zum Hof 2 der TU Wien verkehrlich beruhigt. Das soll durch bauliche Maßnahmen erreicht werden (4). Eine Änderung der Verkehrsorganisation ist nicht notwendig. Ziel ist es eine angenehme und einladende Eingangssituation zu den Höfen der TU Wien zu schaffen. Dafür braucht es Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer*innen und mehr Platz für Aufenthalt und Interaktion.


Autor*innen: Alexander Oberroither, Anna Aigner, Marta Angerer, Melanie Haider


Quellen:

Brosenbauer, Barbara (2012): Universität trifft Stadt :: Stadt trifft Universität?!? Die TU Wien als innerstädtisches Bildungsatom. Chancen und Herausforderungen eines universitären Stadtbausteins. Technische Universität Wien.


Kartengrundlage:

Datenquelle: Stadt Wien - data.wien.gv.at

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